Was hat es mit dem Hype um den Digitech Bad Monkey Overdrive auf sich? (2024)

Junge, Junge! Mit seinem Vergleichsvideo, in dem er den Digitech Bad Monkey gegen vier ikonische Overdrives antreten lässt, sorgt JHS-Firmenchef Josh Scott zurzeit für Furore. Grund dafür ist die Tatsache, dass der Bad Monkey im direkten Vergleich mit vier Overdrive-Schwergewichten nahezu identische Ergebnisse erzielt. Und angetreten sind immerhin ein Ibanez TS10, ein Klon Zentaur, ein JHS Morning Glory und ein Hermida Zendrive. Kaum war das Video im Netz, schossen die Gebrauchtmarktpreise für den Digitech-Overdrive in exorbitante Höhen.

Was hat es mit dem Hype um den Digitech Bad Monkey Overdrive auf sich? (1)

Beim Digitech Bad Monkey schieden sich schon damals die Geister

Aber ist der blitzartige Aufstieg des eigentlich relativ unspektakulären und einst recht preiswerten Bad Monkey in den Olymp der begehrten Sammlerobjekte wirklich gerechtfertigt? Und ist er unter Umständen der alternativlose Klon-Killer?
Tatsächlich war das Meinungsbild über den Bad Monkey schon bei seiner Markteinführung im Jahre 2004 durchaus gemischt.
Ich kann mich noch sehr lebendig daran erinnern, dass das Pedal als eine sehr günstige Alternative gehandelt wurde, als ich Anfang der 2000er auf der Suche nach einem Tube Screamer war. Der Bad Monkey war für knapp über 50 Euro zu ergattern, während der grüne Ibanez-Kobold bereits damals bei weit über 100 Euro angesiedelt war. Aber wie die wirklich coolen Teenager damals immer die Original Converse Chucks trugen, so wollte man natürlich auch als Gitarrist lieber “The Real Deal”.

Den Digitech Bad Monkey spielten unter anderen Gary Moore und Phil X

In Musikläden war man sich in jener Zeit ebenfalls einig in der Einschätzung, allerdings nicht in der Begründung: “Das Pedal geht zwar in dieselbe Richtung, wirkt allerdings nicht so ‘fein’ und kommt etwas rauer daher” sagten die einen. Andere Verkäufer hingegen behaupteten genau das Gegenteil, aber am Ende des Tages rieten beide zum Tube Screamer. Nichtsdestotrotz fanden sich im Laufe der Jahre viele prominente User, die das Pedal abfeierten. An vorderster Front wäre hier Gary Moore zu nennen, aber auch Blink 182’s Tom deLonge oder der Bon Jovi-Gitarrist Phil X. Irgendetwas scheint den Bad Monkey also zu unterscheiden, und meiner Meinung nach fußt seine Beliebtheit auf dem größten Kritikpunkt am Ibanez Tube Screamer: dem Bassklau!

Was zeichnet den Digitech Bad Monkey aus?

Beim Digitech Bad Monkey Tube Overdrive handelt es sich um ein analoges Overdrive-Pedal, das im Gegensatz zum Ibanez TS einen zusätzlichen DI-Out mit rudimentärer Cab-Sim und einen Bassregler besitzt. Hinsichtlich des Schaltkreises sind sich der Bad Monkey und der Tubescreamer sehr ähnlich, was nicht heißen muss, dass sie auch gleich klingen. Beiden ist definitiv die Mittenanhebung bei ca. 732 Hz gemein, die übrigens auch der Klon Zentaur bei ca. 800 Hz hat. Ein großes Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich der Bass-Boost nach dem Tone-Stack bei ca. 200 Hz.
Was das Gain anbelangt, bekommt man hier ähnliche Ergebnisse wie beim TS, allerdings ist das Digitech-Pedal aufgrund der zusätzlichen EQ-Stage einen Tick lauter. In puncto Vielseitigkeit ist der Bad Monkey damit den einfacher gestrickten Overdrives wie dem Tubescreamer oder auch dem Boss OD-1 und auch dem SD-1 natürlich haushoch überlegen.

Das Konzept des “flexibleren Tube Screamers” ist nicht nur beim Digitech Bad Monkey anzutreffen

Wer auf den Sound des Bad Monkey steht und von den steigenden Gebrauchtpreisen abgeschreckt wird, kann beruhigt sein: Der Pedalmarkt liefert eine Fülle an Tube-Screamer-artigen Overdrives, die mit flexibler Bassregelung oder alternativen Settings daherkommen und sogar häufig noch einen True-Bypass besitzen. Hier haben wir euch eine kleine Auswahl von Pedalen zusammengestellt, die zwar immer noch über dem alten Bad-Monkey-Gebrauchtpreis liegen, aber zumindest momentan günstiger als die Modelle auf den gängigen Second-Hand-Plattformen erhältlich sind.

Wampler Moxie

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Der Wampler Moxie ist im Prinzip ein Tube-Screamer-Schaltkreis, der jedoch mit schaltbaren Voices und einem Bass-Switch ausgestattet ist. Damit besitzt er zwar keinen stufenlos anpassbaren Bassregler, kann aber im Low-End ordentlich Zusatzschub geben.

Preis: 169,00 Euro (März 2023)

Review: Wampler Moxie Test

Wampler Triumph

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Mit dem Phenom und dem Triumph hat Brian Wampler gleich zwei relativ günstige Zerrer auf dem Markt. Letzterer kann sehr gut in die TS-Richtung gedreht werden und bietet mit dem Dreiband-EQ und dem Mode-Switch sogar einiges mehr an Flexibilität als die meisten Overdrives.

Preis: 119,00 Euro (März 2023)

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Wampler Triumph Overdrive Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Way Huge Green Rhino MKV

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Der Produktname verrät schon, dass es hier in die grüne Overdrive-Richtung geht, allerdings hat der Green Rhino noch einiges mehr auf der Pfanne.

Im Pedalinneren befindet sich ein Dip-Schalter, der zwischen 100 Hz und 500 Hz umschaltet und festlegt, welche der beiden Frequenzen über den “Freq”-Regler auf der Oberseite geboostet oder gecuttet wird. Auch ein “Curve”-Regler ist hier anzutreffen, der den Höhenbereich etwas abmildert.

Preis: ca. 179,00 Euro (März 2023)

Review: Way Huge Green Rhino MkV Test

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Seymour Duncan 805 Overdrive

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Die Zahl 805 gibt bereits den Hinweis auf die berühmte Vorlage: den Ur-Tube Screamer TS808. Allerdings kommt die Seymour Duncan-Ausgabe mit einem sehr flexiblen Dreiband-EQ. Der kann den Bassbereich um +/-11 dB bei 90 Hz, den Mittenbereich ebenfalls um +/-11 dB bei 750 Hz und die Höhen bei 2,12 kH um +/-12 dB boosten oder cutten.

Preis: 219,00 Euro (März 2023)

Review: n/a

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Seymour Duncan 805 Overdrive

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Earthquaker Devices Plumes

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Auch der Plumes aus dem Hause Earthquaker Devices besitzt nicht wirklich einen Bassregler, allerdings zeigt sich hier der Tonregler effektiver als beim TS. Außerdem liefert die Auswahl der drei Clipping-Modes eine Fülle an klanglichen Optionen

Preis: 133,00 Euro (März 2023)

Review: EarthQuaker Devices Plumes Test

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EarthQuaker Devices Devices Plumes Signal Shredder

Kundenbewertung:

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Und die Moral von der Geschicht …

Den Digitech Bad Monkey hat das gleiche Schicksal ereilt wie so einige Pedale, für die sich nie jemand wirklich interessierte. Sie gelangten erst im Nachgang aufgrund von prominenten Usern oder sozialer Medienpräsenz zu ihrem Ruhm.

Hier fällt natürlich als erstes der Ibanez TS10 ein, ein Tube Screamer, der mit einem Kunststoffschalter und proprietär angebrachten Buchsen daherkam. Aus diesem Grund wurde er von den meisten geschmäht. Und zwar so lange, bis er sich auf John Mayers Pedalboard einfand und seitdem ein begehrtes Sammlerstück ist.

Über derartige Entwicklungen mit all ihren Absurditäten und über Sammlerverhalten generell kann man sich natürlich vortrefflich auslassen. Aber am Ende des Tages bestimmt die Nachfrage den Preis und jeder muss für sich entscheiden, ob er gerechtfertigt ist. Herausragende Klangeigenschaften, die man nicht auch auf anderem Wege erzielen könnte, sind dabei, nüchtern betrachtet, selten ausschlaggebend. Wie Josh selbst sagte: Etwas für 600 Dollar anzubieten oder etwas für 600 Dollar zu kaufen sind zwei Paar Schuhe.

Nicht nur das Overdrive-Pedal bestimmt das Sound-Ergebnis

Eine weitere, persönliche Überlegung möchte ich hier ebenfalls einbringen. Und die fußt auf Erkenntnissen, die ich im Laufe der Jahre bei Overdrive-Pedaltests machen musste: Verschiedene Overdrives klingen für sich alleine genommen durchaus unterschiedlich und, was Videos in der Regel nicht einfangen können, fühlen sich beim Spielen auch unterschiedlich an. Im Bandkontext gestaltet sich einiges jedoch anders. Viele Nuancen nivellieren sich und auch die Art, wie das Cabinet abgenommen wird, kann schnell zu einem Flaschenhals werden, wenn es darum geht, Details einzufangen. Von der Post-Production, insofern sie stattfindet, ganz zu schweigen. Spielt man diverse Overdrives in einem Medium-Gain-Riffingkontext, bei dem es nicht primär um einen subtilen Break-Up oder dynamische Feinheiten geht, werden Klangunterschiede deutlich minimiert. Insofern muss man sich natürlich die Frage stellen, inwieweit Joshs Video wirklich repräsentativ ist. Und ob diese sehr ähnlich klingenden Aufnahmen dann auch im Wohnzimmer direkt vor einem Amp genauso rüberkämen.

Wie repräsentativ ist Josh Scotts Video und wo steht der Bad Monkey wirklich?

Das heißt nicht, dass die Wahl des Overdrives vollkommen egal ist, denn unabhängig davon, was beim Konsumenten letztendlich ankommt, macht es ja auch etwas mit dem Spieler. Der wird von einem Pedal weniger oder mehr inspiriert und performt dadurch auch anders. Player und Gear sind als ein interaktives System zu verstehen. Bei Tageslicht betrachtet und vorausgesetzt, wir sind hier alle nicht auf einen vorgezogenen Aprilscherz von Josh Scott hereingefallen, zeigt das Video eigentlich nur eines: In einem Bandkontext kann ein Overdrive mit einem ganz konkreten Poti-Setting möglicherweise wie ein anderer Overdrive klingen – aber auch nur in diesem bestimmten Setting. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass der Bad Monkey alles bedienen kann, was z. B. ein Klon könnte.

Fakt ist jedenfalls: Der Bad Monkey ist ein gut klingender Overdrive, wenn man auf den Tube Screamer-Sound steht, aber gerne den Bassbereich flexibler gestalten möchte. Ein besonders herausragender, alternativloser Overdrive, den die Welt noch nicht gesehen hat, ist er aber sicherlich nicht.

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Author: Allyn Kozey

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